Nach der Wiedervereinigung Deutschlands entstand in mehreren Schritten die MKH Agrar-Produkte-GmbH und deren gläserner Produktionsstandort „KRABAT MILCHWELT“ in Kotten, einem Ortsteil von Wittichenau in der Lausitz.

Der Betrieb bewirtschaftet über 2400 ha Land, wovon 300 ha Grünland sind. Die Flächen werden in erster Linie für die Futterproduktion genutzt. Ein wichtiger Betriebszweig ist die Tierhaltung. In Kotten werden etwa 500 Rinder gehalten, davon 220 melkende Kühe, 40 Trockensteher und der Rest Jungvieh und Kälber.

Aber auch die Energieproduktion gehört zur Philosophie der Kreislaufwirtschaft auf dem Betrieb. So verfügt man über eine Biogasanlage mit 500 kW, welche mit dem Pfefferkornsystem, also ohne Rührwerk, funktioniert.

Gläserne Manufaktur

In der Milchkuhanlage werden jährlich 2,8 Mio. kg Milch erzeugt. Gut 10 % davon (280.000 bis 300.000 kg) werden in der eigenen Hofmolkerei zu Frischmilchprodukten, Weich- und Hartkäse sowie Speiseeis verarbeitet. Die Erzeugnisse werden im Hofladen direkt an die Endkundschaft verkauft oder auf Wochenmärkten und an Restaurants bzw. an Wiederverkäufer abgesetzt.

Vor fünf Jahren, 2017, stand die Milchproduktion auch in der MKH Agrar-Produkte-GmbH auf der Kippe. Die Auszahlungspreise sanken auf 22 ct/kg. Doch die Geschäftsleitung mit den Gesellschaftern entschloss sich, an dem Kreislaufsystem in der Landwirtschaft festzuhalten, was ohne Tiere nicht geht. So entschied man sich, die Milchkuhhaltung beizubehalten. „Wenn wir die Tierhaltung weiterführen, dann soll es damit auch in den nächsten Jahrzehnten weitergehen, und dazu braucht man die entsprechenden Bedingungen, also einen Stall mit modernster Technik und Ausstattung“, lautete die Devise des jungen Geschäftsführers. So entschloss man sich, etwas komplett Neues zu schaffen und plante, bis 2019 einen neuen Milchkuhstall mit besten Tierhaltungsbedingungen und vollautomatischen Systemen zu schaffen. Betreut wird die MKH Agrar-Produkte-GmbH vom regionalen Servicepartner Melktechnik-Center Mittelelbe.

Kuhstall mit hohem Automatisierungsgrad

Man entschied sich für den Neubau eines Milchkuhstalls mit 232 Liegeplätzen für Milchkühe und einem Abkalbebereich mit 45 Plätzen. Der Stall ist ca. 100 m lang und 42 m breit. Die beiden Pultdächer sind in der Höhe versetzt und oben offen, sodass viel Licht und Luft eintreten können. Der Futtergang befindet sich längs in der Mitte des Stalls. Auf der einen Frontseite des Gebäudes liegen beidseitig vom Futtergang die Abkalbeabteile mit Tiefstreu. Dann folgen auf jeder Seite zwei Melkroboter mit Wartebereichen.

Den größten Abschnitt des Stalls nehmen die Tiefliegeboxen für die laktierenden Kühe ein, die je Seite dreireihig angeordnet sind. Der Stall ist ausgerüstet mit vier Melkrobotern M2erlin. Darüber werden beim Melken nicht nur die Milchmengen erfasst, sondern neben der Leitwertmessung auch die Inhaltsstoffe Fett und Eiweiß. Auch die moderne Brunst- und Gesundheitsüberwachung der Einzeltiere und jeder Gruppe wird vollumfänglich genutzt. Auch entschloss man sich, den Fütterungsprozess mit dem System FMR von Lemmer-Fullwood zu automatisieren.

Die Besonderheit daran ist, dass man damit nicht nur die melkenden Kühe, sondern auch die Kühe im Abkalbebereich und das Jungvieh im benachbarten Stall versorgen kann. In sechs Vorratsbehältern sind die Futterkomponenten vorgelagert. Dabei handelt es sich um Mais- und Anwelksilage, Heu und Stroh, Gersten-, Soja- und Rapsextraktionsschrot sowie Mineralstoffe. Der Großteil davon wird im eigenen Unternehmen produziert. Der FMR kümmert sich nahezu ununterbrochen um die Versorgung der Tiere. Er ist so programmiert, dass er für jede Leistungsgruppe die entsprechenden Komponenten lädt und mischt, dann zu dem entsprechenden Abschnitt der Tiergruppe fährt und auf dem Futtertisch die Mischration verteilt. Jede Kuh erhält sechsmal am Tag eine frische Basisvorlage. Die tierindividuelle Leistungsfütterung erfolgt über die M2erlin Melkroboter. Derzeit geben die Kühe im Durchschnitt 38 kg Milch je Tag.

Eine weitere Besonderheit im Stall ist das automatische Einstreusystem Astor. Auch dieser Roboter fährt nahezu lautlos an einer Schiene hängend entlang und versorgt die 232 Kuhbetten sowie die Liegeboxen im benachbarten Stall von oben mit Häckselstroh. Die Menge lässt sich nach Bedarf einstellen. Zudem ist noch eine automatische Schieberentmistung auf den planbefestigten Laufgängen im Stall integriert, sodass auch die Reinigung möglichst effizient verläuft. „Aber es gibt noch eine Besonderheit“, erklärt Benno Mroß: „Der Stall hat längs ein Gefälle von 0,3 %. Dadurch läuft der Harn schneller ab und vermischt sich weniger mit dem Kot, was zu weniger Emissionen führt. Wo Kot und Harn zusammenkommen, entsteht nämlich mehr Methan. Flüssig- und Festphase kommen erst im Güllekanal zusammen, wo die Oberfläche auf ein Minimum reduziert ist. Im Bereich der Melkroboter sind Spaltenböden mit Gummiauflagen verlegt. Dadurch wird der Vorplatz der Roboter für die Kühe angenehmer; hier können sie in aller Ruhe warten. Die Spaltenböden lassen sich noch mit Gummiklappen ausstatten, was die Methanreduktion weiter reduzieren wird.“

Die vollautomatische Einstreu ist Teil des Fütterungskonzepts.

Auch raus zum Weidegang

Wie von Geschäftsführer Benno Mroß erläutert, wurde der Stallbau mit der sogenannten Premiumförderung des Landes Sachsen gebaut. Um diese Unterstützung zu erhalten, wurde das Gesamtkonzept für Sommerweidegang ausgelegt. Das heißt, dass die Kühe mindestens an 180 Tagen im Jahr die Weide aufsuchen. Vom Melken kommend finden die Kühe den Ausgang über Weidetore zu den Koppeln; so gelangen sie auch wieder zum Fressen in den Stall oder zum Melken. „Das Weidefutter vom Frühjahr bis zum Herbst ist sozusagen Kompott für die Kühe. Über die Anpassung der Mischration lässt sich der Futterbedarf sehr gut nachsteuern. Die Bewegung an frischer Luft tut den Kühen sehr gut. Bei Hitze sind die Kühe gerne im kühleren Stall. Das alles hat zu unserer hohen Milchleistung und guten Tiergesundheit beigetragen. So ist die durchschnittliche Jahresleistung der Kühe mittlerweile auf 11.500 kg Milch mit 4,1 % Fett und 3,55 % Fett gestiegen“, berichtet Benno Mroß.

Es verwundert nicht, dass der Betrieb Sieger im Landeswettbewerb Tiergerechte und umweltverträgliche Haltung von landwirtschaftlichen Nutztieren 2021/2022 in Sachsen ist. In der Kategorie Milchrinderhaltung hat die MKH Agrar-Produkte-GmbH die Jury in den Bereichen Tierkomfort, Arbeitswirtschaft, Umweltschutz und Vermarktung überzeugt.